November 2017

Der Taifun musste nun wirklich nicht sein!

 

Am Sonntag, den 8. Oktober sind wir wieder nach Vietnam aufgebrochen. Wie immer ging es zuerst mit dem Emirates A380 von München nach Dubai. Dort gab es die obligatorische Zwischenübernachtung im Airport Hotel.

 

Dort trafen wir beim Frühstück unsere Bremer Freunde Nicole und Oliver, die ebenfalls nachts aus Hamburg angereist waren. Gemeinsam flogen wir dann mit einer B777 von Emirates nach Saigon. In Saigon haben wir gemeinsam für drei Tage ein großes Apartment in den Sherwood Residences gemietet, um die Stadt mal wieder zu erkunden.

 

 

 

 

Einen Fehler machten wir, als wir am Mittwoch, den 11. Oktober mit dem Speedboat den Saigon River entlang nach Vung Tau ans Meer fuhren. Die Fahrt dauerte jeweils zwei Stunden und Vung Tau war eine absolute Enttäuschung. Ein hässlicher Ort, mit hässlichen Gebäuden.

 

Am 12. Oktober starten Elke und ich nach Nha Trang. Nicole und Oliver begannen dann ihre Rundreise durch Vietnam, die sie nach Hanoi, zur Halong Bucht, nach Hue und Hoian führt, bevor sie uns in Nha Trang besuchen kommen. Anschließend werden sie ihre Tour bei den Tempeln von Angkor Wat in Cambodia abschließen.

 

Unser Umzug

 

Nach unserem Eintreffen in Nha Trang hatten wir erst einmal unseren Umzug in ein größeres Apartment zu erledigen. Dieses Apartment ist nur dreihundert Meter entfernt vom alten, aber in einem kleineren dreistöckigen Haus.

 

Diesen Umzug hatten wir aber völlig unterschätzt, da wir nicht bedachten, wieviel sich nach drei Jahren in Nha Trang schon angesammelt hat. Wir packten zwei Tage lang unzählige Kartons und am Samstag, den 14. November sollte es um 11:00 Uhr losgehen. Luongs Bruder Vinh hatte einen Wagen und vier Helfer bestellt, da ich deutlich machte, dass wir keinen Handschlag beim Umzug tun wollen.

 

Ich wunderte mich schon, dass das Umzugsteam bereit war den Umzug um 11:00 Uhr zu beginnen. Schließlich ist das kurz vor dem Beginn der „Lunch time“. „Lunch time“ ist nämlich heilig in Vietnam. Da ist alles geschlossen und von 11:30 Uhr wird erst gegessen und bis fast 14:00 Uhr geschlafen.

 

Lunch time in Vietnam
Lunch time in Vietnam

 

Dann um 5 Minuten vor 11:00 Uhr rief Vinh dann bei dem Boss vom Team an und er sagte ihm „in fünf Minuten sind wir da“. Das kennen wir aber schon. In Vietnam heißt es immer „in fünf Minuten sind wir da, oder „wir sind auf dem Weg“ oder „wir sind fast da“. Das heißt aber in Wirklichkeit, die sind noch gar nicht losgefahren.

 

Als sie dann auch nach weiteren 20 Minuten nicht da waren rief Vinh erneut an. Dann hieß es der Wagen hätte eine Panne und sie könnten erst nach 14:00 Uhr kommen. Nämlich wenn die „Lunch time“ zu Ende ist.

 

Wir haben diese Burschen lautstark am Telefon verdammt und ihnen den Auftrag entzogen. Vinh musste dann innerhalb von zwanzig Minuten ein neues Team mit Wagen besorgen. Das hat auch gut geklappt. Da die Zeit aber nun vorgeschritten war mussten wir nun selbst mit anpacken. Bei Hitze und großer Luftfeuchtigkeit war das nicht sehr angenehm. Drei weitere Tage gingen dann noch mit Auspacken und Einräumen drauf.

 

 

Besuch aus Deutschland in Nha Trang

 

Am 19. Oktober kamen dann Oliver und Nicole für sechs Tage nach Nha Trang. Strand, Sonne und Entspannung stand für sie erst einmal im Vordergrund. Hier lernten sie Luong, Dung und Vinh kennen. Auch sie merkten schnell, was für ein tolles Kind Dung ist.

 

Gemeinsam unternahmen wir eine Stadtrundfahrt, diverse Restaurantbesuche und die Teilnahme an einer „Cooking Class“ wo die Zubereitung von drei vietnamesischen Gerichten gelehrt wurde.

 

Stadtrundfahrt

Cooking Class mit Marktbesuch

Gemeinsame Restaurantbesuche

 

Am 25. Oktober verließen uns Nicole und Oliver, um weiter nach Siem Reap in Cambodia zu reisen.

 

Luongs Sohn Dung

 

Dung ist und bleibt unser Sonnenschein. Er macht uns jeden Tag immer neue Freude.

Seit dem 5. September besucht er die erste Klasse in der Schule Vinh Hiep. Er geht auch wirklich gern dorthin, da er dort gleich viele Freunde und Freundinnen gefunden hat.

 

 

Abschluss der Vorschule
Abschluss der Vorschule
Einschulung 1. Klasse
Einschulung 1. Klasse

 

In den Tagen danach hatten wir viel zu tun, um Luong zu unterstützen bei der Vermietung eines Apartments für ein Schweizer Ehepaar, die für fünf Monate gemietet hatten. Das neue Apartmenthaus wurde gerade noch fertig gestellt.

Der Besitzer dieses Apartments hatte keinerlei Erfahrung mit Vermietungen und machte schon bei den Möbeln und der Ausstattung alles falsch, was nur falsch zu machen war. So mussten wir tagelang persönlich ständig nachsteuern, austauschen lassen und mit Hand anlegen, damit alles zum Einzug fertig war.

 

Luongs Geschäft läuft aber weiter gut, da der Tourismus steigt und viele neue Apartmenthäuser gebaut werden.

 

 

Der Taifun Damrey

 

Freitag, den 3. November wollten wir über das Wochenende ein Resort aufsuchen, das etwa 50 km weiter nördlich von Nha Trang an einer schönen, flachen Bucht liegt. Im Wetterbericht hatten wir schon gesehen, dass ein Sturmtief für Samstag erwartet wurde. Aber das ist in dieser Zeit nicht ungewöhnliches und geht immer schnell vorbei.

 

Dung hätte Freitag noch bis 11:00 Uhr zur Schule müssen. Aber als Luong ihn morgens hinbrachte hieß es die Schule ist geschlossen, weil ein besonders starker Sturm erwartet wird. Daraufhin rief Luong das Resort an, welches schon mit unserer Absage oder Verschiebung gerechnet hatte.

 

Nun sahen wir auch schon im Wetterbericht, dass es wohl heftig werden wird. Wir kauften noch Verschiedenes ein und nachts um 02:00 Uhr setzte dann der Sturm ein, der sich inzwischen zum Taifun weiterentwickelt hatte..

 

 

Taifun Damrey
Taifun Damrey

 

 

Von da an peitschte knapp 10 Stunden der Taifun durch die Stadt. Die Zerstörungen an Bäumen, vielen Häusern und Geschäften sind schon heftig. Überall stand Wasser in der Stadt. Entweder direkt vom Meer oder über den Fluss wurden die Wassermassen hineingedrückt. Bei uns stand das Wasser in den Straßen rund 30 cm hoch.

 

Dazu ein aktuelles Video eines russischen Touristen

 

 

 

Gut 40 Stunden war die Elektrik weg. Die entwurzelten Bäume krachten in die Oberleitungen und mussten erst alle entfernt werden. Wasser war auch mehr als 20 Stunden lang nicht in der 1. Etage und höher zu bekommen. Da fehlten die elektrischen Druckerhöhungspumpen.

 

Man kann sich gar nicht mehr vorstellen, wie sehr man auf Strom angewiesen ist.

 

Wir waren nun schon ganz viel in der Stadt unterwegs und haben die vielen Schäden betrachtet.

Als ich zuerst dachte hunderte von Bäumen sind entweder entwurzelt oder zerbrochen habe ich noch deutlich zu tief gegriffen. Es sieht überall schrecklich aus. Am Strand sieht es teilweise aus wie im Trümmerfeld.

 

 

Das wird lange Zeit brauchen, bis alles wieder repariert sein wird. Gut, dass wir am 23. November zurück nach Deutschland fliegen und erst Anfang Januar nach Nha Trang zurückkommen werden.

 

Wichtige Antworten zu offenen Fragen

Luongs Vater

 

Vor mehr als einem Jahr hatte Luongs Vater seinen Herzinfarkt, bei dem ihm zwei Stente gesetzt werden mussten. Nach einigen Rückfällen am Anfang des Jahres hat sich sein Gesundheitszustand ganz gut stabilisiert. Er muss weiterhin aber teure Medikamente kaufen, die er täglich zu sich nehmen muss. Die werden zum großen Teil noch aus dem verbliebenen Rest der Spenden bezahlt.

 

Im Juli verließ er seine Kaffeefarm in Daklak, nachdem die behandelnden Ärzte es ihm erlaubten. Leider konnte er aber das heiße Klima in seiner rund 1.000 km entfernten Heimat Ha Tinh aber nicht vertragen und musste nach Daklak zurück. Weihnachten wollen Luong, Dung und Vinh ihn dort besuchen.

 

Das Haus in Ha Tinh

 

Letztes Jahr wurde beim Taifun das Haus von Luongs Eltern nahe Ha Tinh überschwemmt und stark beschädigt. Aufgrund des Herzinfarktes von Luongs Vater blieb kaum etwas von den Spenden, um das Haus neu aufzubauen.

Luongs Bruder Ai hat mit seinen Freunden alles notdürftig repariert, so dass Luongs Mutter und der Sohn Minh darin leben können. In 2018 wollen alle acht Kinder zusammenlegen, damit ein neues, kleineres Haus gebaut werden kann.

 

Leider fiel vor einigen Wochen erneut ein Baum auf das Haus, als ein starker Sturm durchzog. Auch hier konnten aber Nachbarn helfen.

 

Ganz herzlichen Dank an alle die gespendet haben