Fast sechs Monate in Vietnam sind wieder um. Schon seit einigen Wochen freuen wir uns mächtig darauf wieder nachhause zu kommen.

Drei Monate schreckliches Regenwetter, die Zerstörung von Luongs Elternhaus durch Taifune und die lebensgefährliche Erkrankung ihres Vaters, habe ihre deutlichen Spuren auch in unserem Gemütszustand hinterlassen.

Der Herzinfarkt ist ganz gut überstanden. Nach weiteren Kurzaufenthalten im Hospital in Buon Ma Thuot, wegen des Wassers in der Lunge und der Nierenprobleme, geht es ihm jetzt schon besser. Zusätzlich zu den hohen Kosten für die Herzinfarktbehandlung und das Setzen der Stente, ist leider auch die Medizin, die er weiter täglich zu sich nehmen muss, für vietnamesische Verhältnisse sehr teuer.

Luongs Mutter hatte ihn jetzt dort drei Wochen lang auf der Kaffeefarm besucht und wollte ihn eigentlich mit zu sich nachhause nehmen ins 1.100o km entfernte Ha Tinh. Die behandelnden Ärzte haben das aber als zu gefährlich abgelehnt. So kümmern sich weiter seine Tochter Hien und ihr Ehemann Thuan um ihn. Der andere Sohn Ai ist derzeit in Ha Tinh und versucht zusammen mit Freunden die schlimmsten Taifunschäden am Elternhaus etwas zu mindern.

Das Haus in Ha Tinh ist nach dem Taifun nur notdürftig Instand gesetzt worden. Die Mauern und die Böden sind aber durch das Hochwasser sehr beschädigt. Die Ausdünstungen sind sehr ungesund. Trotzdem leben dort derzeit Luongs Mutter und Luongs Sohn Minh, da es derzeit keine andere Lösung gibt..

Luong und ihre sieben Geschwister haben jetzt beraten was zu tun ist. Ergebnis ist, wenn Vaters Erkrankung nicht weiter große Summen erfordert, dann legen alle noch einmal zusammen, damit im Sommer doch ein neues Haus gebaut werden kann.

Von den insgesamt fast 4.000 Euro, die als Spenden bei uns eingegangen sind, wurden etwa 3.400 Euro für die erste Soforthilfe und für große Teile der Krankenhauskosten ausgegeben. Die restlichen 600 Euro haben wir vorsorglich für den Neubau des Hauses zurücklegen lassen.

Noch einmal ganz herzlichen Dank an alle Spenderinnen und Spender, von Elke und mir aber ganz besonders von Luongs Familie. Ihr habt damit das Leben von Luongs Vater gerettet.

Besonders erfolgreich hat sich in den letzten vier Monaten Luongs Firma entwickelt. Auch wenn es ab und an harte Auseinandersetzungen mit ihrer ukrainischen Partnerin Julia gab, so haben doch beide verstanden, dass sie trotz aller Meinungsverschiedenheiten zusammenarbeiten müssen, um erfolgreich zu sein.

Viele Menschen aus anderen Ländern kamen nach Nha Trang um hier zu arbeiten. Dafür gilt es schnell gute und günstige Wohnungen und Häuser zu finden.

Wegen der ständig veränderten Visareglungen sind die Verlängerungen derzeit kein Geschäft.

Luongs Bruder Vinh unterstützt Luong vor allem bei den vietnamesischen Klienten und Wohnungsinhabern. Ihm fehlt leider noch die notwendige Entschiedenheit und Konfliktbereitschaft, die Luong von uns erfolgreich übernommen hat. Auch an seinen Englischkenntnissen muss er noch weiter massiv arbeiten.

Ende Juni hat er dann seine Prüfung, ob er zusätzlich zu seinem abgeschlossenen Jurastudium noch katholische Theologie studieren kann. Er wünscht sich so sehr katholischer Pfarrer werden zu können - aber die Chancen sind äußerst gering. Von 400 Prüflingen in Ha Tinh werden nur 20 genommen.

Sollte er doch genommen werden, dann müssen wir sehen wie die dann entstehende Lücke gestopft werden kann. Das dürfte überhaupt nicht einfach werden.

Luongs Sohn Dung ist weiter unser kleiner Sonnenschein. Ihn werden wir bestimmt am meisten vermissen, wenn wir wieder in Deutschland sind.

Er verschönte uns hier alle Tage, selbst die mit Dauerregen. Er ist solch ein liebenswertes, hübsches und kluges Kind und er erstaunt uns jeden Tag aufs Neue. Er liebt uns sehr und möchte nicht dass wir nachhause fahren. Auch wenn er seine Mutter sehr liebt, so sind wir für ihn die wichtigsten Autoritäten. Elke spielt und malt ganz viel mit ihm und ich versuche ihm kindgerecht die richtigen Werte und die englische Sprache zu vermitteln. So freuen wir uns täglich über seine Entwicklung.

Mitte Juni wird er sechs Jahre alt und Anfang September kommt er dann in die 1. Klasse der Grundschule.

Unsere Freundin Ragni aus Leipzig kam am 15. Februar mit Emirates nach Saigon. Wie verabredet holten wir sie dort mit dem Auto ab.

Dazu mieteten wir uns das Auto unseres Nachbarn und fuhren die 450 km nach Saigon in zwei Tagesetappen. Auch wenn die Straße zum großen Teil deutlich besser ist als viele Pisten im Landesinnern, so kann man auf diesen Wegen keine Durchschnittsgeschwindigkeit erreichen, die über 50 km/Std liegt.

So übernachteten wir sowohl auf der Hinreise wie auf der Rückreise in Mui Ne. Dafür hatte ich über „Airbnb“ jeweils tolle Apartments gemietet, die wir aufgrund der Ausstattung, der Lage am Meer und des tollen Pools am liebsten gar nicht mehr verlassen hätten.

Auch für Saigon buchte ich über „Airbnb“ ein schönes Apartment, nahe der Innenstadt mit einem schönen Infinity Pool auf der Dachterrasse.

Zusammen mit Ragni verbrachten wir drei Tage dort, gingen zu Fuß viel durch die Stadt und speisten köstliche Gerichte.

Auch wenn ich schon tausende Kilometer in Vietnam mit Auto und Motorbike selbst gefahren bin, so ist es immer eine besondere Herausforderung. Auch wenn es Verkehrsregeln gibt, so hält sich absolut niemand daran. Das muss einem zu jeder Zeit klar sein.

Keine Vorfahrt, kein Rechts vor Links, keine Kreisverkehr Regeln, ständig entgegenkommender Verkehr auf der eigenen Fahrbahnseite, sind nur die kleinsten Herausforderungen. Vor allem, dass absolut niemand schaut, bevor er deine Fahrbahn kreuzt – sondern sich immer nur auf die Aufmerksamkeit der anderen verlässt, macht es uns schwer und oft sehr wütend. So durften viele Vietnamesen in den letzten Monaten von Elke und mir unzählige laute englische und deutsche Schimpfworte und eindeutige Gesten lernen.

Verkehrspolizei sieht man nur, wenn sie auf der Straße abzocken wollen. Für „Office Partys“ wie man hier sagt. So wurden auch wir mal wieder in Phan Thiet angehalten und man dachte man könnte von uns ohne Grund kassieren. Aber mit Luongs Unterstützung gab es keine einzige Dong von uns.

Zu dem schlechten Wetter der ersten drei bis vier Monate haben wir schon alles gesagt. Nun ist der Sommer da und es ist deutlich heißer geworden.

Zusammen mit unserer Freundin Ragni sind wir deshalb wieder häufiger zum Strand gegangen.

Leider war das für uns auch nicht mehr der Genuss wie in den letzten Jahren. Zu viele Touristen kommen seit Monaten nach Nha Trang. Waren es erst nur russische Pauschaltouristen, die massenhaft auftraten, so sind jetzt unzählige chinesische Gruppen dazu gekommen. Allein aus 15 chinesischen Städten gibt es jetzt neue Direktflüge zum Regionalflughafen von Nha Trang. Dazu kommen zwei neue südkoreanische Direktverbindungen. Weiterhin gibt es vom türkischen Reiseveranstalter „Anex“ viele Charterflüge in russische Städte oder nach Kiew in der Ukraine.

Viele russische Touristen, die sonst eher in die Türkei gereist wären, kommen nun wegen der politischen Probleme und aus Sicherheitsgründen zusätzlich hierher. Der Grund für die vielen Chinesen die hierher kommen liegt u. a. daran, dass eine berühmte chinesische Fernsehserie (Soap) hier in Nha Trang spielt (reicher aber guter chinesischer Mann trifft armes Mädchen aus Vietnam).Dadurch ist die Reise nach Nha Trang in China leider Kult geworden.

Für diese vielen Menschen wurden und werden in Nha Trang ständig neue Hotels und Apartmenthäuser gebaut. Das wirkt sich zwar auch positiv auf Luongs Geschäft aus, hat uns während unseres Aufenthalts aber sehr verärgert.

Wir wollen das tolle Nha Trang zurück, das es vor ein-zwei Jahren noch gab. Wir haben weder etwas gegen Russen noch gegen Chinesen – aber was für die Infrastruktur von Nha Trang zu viel ist, ist auch für uns zu viel.

Am 04. April werden wir mit Vietnam Airlines nach Saigon fliegen und dann noch zwei Tage dort verbringen. Wir wohnen dieses Mal im Hotel Continental, in dem Graham Greene seinen Bestseller „Der stille Amerikaner“ geschrieben hat. Ein ganz tolles Buch, wenn man Vietnam verstehen will. Übrigens ist die Verfilmung mit Sir Michael Caine in der Hauptrolle überaus gelungen.

Die letzten zwei Tage dort wollen wir noch genießen, bevor wir uns am 06. April mit Emirates auf den Weg nach Deutschland machen. In jedem Fall wird dazu noch der traditionelle Besuch in einem unserer Lieblingsrestaurants in Saigon gehören, dem Hoa Tuc, in einer alten Opiumfabrik.

In Dubai werden wir noch im International Airport Hotel übernachten, bevor es weiter nach München geht. Durch die Zeitverschiebung sollten wir aber noch in derselben Nacht zuhause sein.