"Erst hatten wir kein Glück und dann kam noch Pech dazu"

* Jürgen "Kobra" Wegmann

 

In den letzten Wochen fanden wir kaum Zeit, unsere Erlebnisse niederzuschreiben, bzw. wir hatten auch keine Lust dazu. Wie bereits im Eingangsmotto angekündigt, erlebten wir einige Dinge, die nicht so angenehm waren. 


Nachdem es im Dezember vier Wochen lang geregnet hatte, begann Anfang Januar das Wetter sich wieder richtig zu bessern. Seitdem haben wir tagsüber immer so um 27° C und nachts so etwa 19°.

 

Wieder in Saigon


Am 08. Januar flogen wir von Nha Trang wieder nach Saigon, um dort unsere Freundin Ragni aus Leipzig am Flughafen abzuholen. Da ich ihre Reise richtig geplant und organisiert hatte, kam sie nach dem Flug mit Qatar Airways auch ohne Schwierigkeiten pünktlich in Saigon an. Wir holten sie am Flughafen ab und gemeinsam fuhren wir ins Somerset Apartment House. Dort hatte man seit letztem Oktober die Bauarbeiten abgeschlossen und alles hervorragend neu ausgestattet.


An diesem Abend besuchten wir ein Spezialitätenrestaurant, in dem es diverse Nudelgerichte aus dem Mekong Delta gab. Bei einem köstlichen Eisbecher in der Prachtstraße „Dong Khoi“ ließen wir auch diesen Abend ausklingen. 


Am nächsten Tag fuhren und liefen wir durch die Stadt, um Ragni einige Attraktionen in Saigon zu zeigen. Wir besichtigten Notre Dame, das alte große Hauptpostamt, das Rathaus und vor allem den Wiedervereinigungspalast. Der war bis zum 30.04.1975 der Sitz der südvietnamesischen Regierung und ich kann mich gut an die Bilder im Fernsehen erinnern, als der letzte amerikanische Hubschrauber fluchtartig vom Dach des Gebäudes abhob. Damit war dieses amerikanische Abenteuer nach zwanzig Jahren Krieg und Tod beendet.

Hội trường Thống Nhất
Wiedervereinigungspalast
US helicopter in Saigon
Der letzte Hubschrauber der US Army in Vietnam
Saigon Central Post Office
Hauptpostamt Saigon
City Hall Saigon
Rathaus Saigon
Notre Dame Basilika Saigon
Notre Dame Basilika Saigon


Unsere Freundin musste aber bald der Klimaumstellung Tribut zahlen und so ging es zum Relaxen zurück an den Pool. Abends lernte Ragni auch noch Luongs Bruder Tam kennen. Auch ein Cousin von Luong erschien noch, der ihren neuen Laptop mit diversen Programmen versah. Abends aßen wir dann gemeinsam mit den Verwandten im Restaurant am Pool. 

 

Zurück in Nha Trang


Am nächsten Tag flogen wir fünf dann nach Nha Trang zurück. Nachmittag waren wir im Haus und fuhren gemeinsam zum Einkauf zu Coop. Abends beschlossen wir gleich für einen Kulturschock zu sorgen, und mit Ragni in unser Stammrestaurant zu gehen. Es heißt zwar „Huong Bien“, wir nennen es aber seit Monaten „Fast Toilet“, da wir nach den ersten zwei Besuchen unsere Erfahrungen machen mussten.

 

Restaurant Fast Toilet
Restaurant Huong Bien
Many guests in restaurant Huong Bien
Viele Gäste im Restaurant Huong Bien

Dort im Restaurant sind abends ständig alle Tische besetzt. Mann sitzt überdacht aber im Freien und es passen so etwa 250 Personen hinein. Meistens handelt es sich um Gruppen. Großfamilien, Freunde, Kollegengruppen, die zusammen essen und trinken. Dabei geht es schon oft laut zur Sache. „mot, hai, ba, zo“, das ist der Trinkspruch der ständig ertönt. Außer Bier wird dazu wird auch gern Wodka aus winzigen Gläsern getrunken, der von jungen Frauen in kurzen Röcken serviert wird.


Etwa um 18.00 Uhr geht der Zauber los und gegen 20:30 Uhr brechen alle dann wieder auf. Schließlich geht man in Vietnam ganz früh zur Arbeit.

Wir sind regelmäßig die einzigen „Langnasen“ dort.


Wir verbrachten einen netten Abend mit Ragni, die mit ihrem Smartphone viele Fotos dort machte. Zuhause gingen wir dann auch bald ins Bett.

 

Erst hatten wir kein Glück.......


Am nächsten Morgen setzte dann der Schock ein, als Ragni uns sagte, dass ihre Handtasche, ihr Smartphone und ihre kleine Digitalkamera aus ihrem Zimmer bei uns verschwunden sind. Wir konnten das nicht glauben, suchten im Zimmer und schickten Luong zum Restaurant, um dort ebenfalls nach der Tasche zu suchen.

Dann mussten wir begreifen, dass tatsächlich jemand nachts durch die Balkontür in der 1. Etage gekommen war, die Ragni leider offen gelassen hatte. Entweder sie schlief, als der Dieb kurz hineinkam und schnell die direkt neben der Balkontür liegenden Dinge einsteckte. Oder sie war gerade in der Toilette, da der Name „Fast Toilet“ nicht zu viel versprochen hatte. Zum Glück waren aber alle Papiere, das Geld und die Kreditkarten bereits gut verstaut worden. Trotzdem war der Schock riesengroß.


Leider hatte Ragni wohl nicht richtig hingehört, als wir davon sprachen, dass man nachts keine erreichbaren Türen auflässt, durch die andere kommen können, um sich Wertsachen anzueignen. Selbst in Spanien hat man überall alle Fenster und Türen bis in die erste Etage vergittert.


Am nächsten Tag beschlossen wir deshalb, uns zur zusätzlichen Sicherheit einen Tresor zuzulegen. Natürlich findet man überall in der Stadt diese Angebote und schnell war ein 65 kg schweres Exemplar gekauft, geliefert und in einen Schrank eingebaut. Seitdem sind alle Wertsachen gut gesichert.

Dann kaufte unsere Freundin sich hier gleich ein neues Smartphone von Samsung, dass ich ihr einrichtete. 

 

Visum oder nicht Visum, das ist hier die Frage


Am 23. Januar lief unser Dreimonatsvisum ab und wir mussten uns um eine Verlängerung kümmern, die in der Vergangenheit immer schnell und preiswert zu erledigen war.


Zuerst gingen wir mit Luong zum Immigrationsoffice in Nha Trang, wo eine Offizierin Luong sehr von oben herab behandelte. Dort mussten wir erfahren, dass es seit dem 01. Januar neue Gesetze gibt, die neue Visumklassen eingeführt haben. Unser bisheriges Visum hieß B3, und da es nach dem 01. Januar kein B3 mehr gibt, sondern das Visum z. B. LN heißt, kann man es nicht verlängern. Diese Veränderung wurde für uns so ziemlich bei Nacht und Nebel eingeführt und selbst die professionellen Visadienste waren davon ziemlich überrascht worden. Auch auf der Website unseres Auswärtigen Amtes gab es dazu keinen Hinweis. Stattdessen wurde weiterbetont, dass man in Vietnam Visa leicht verlängern kann. 


Also, was tun? Ausreisen und dann bei der Einreise ein neues „Visa on Arrival“ abholen. Das wird aber zurzeit von den Diensten auch nicht angeboten, da die Unsicherheit überall immens ist. Zuerst fragten wir unseren Vermieter, der auch Leute kennt, die eigentlich Visaverlängerungen organisieren können. Es wurde viel versucht aber niemand konnte helfen.

 

Passport with visa and extension
Pass mit Visa und Verlängerung

So bemühten wir ein einheimisches Büro, das bisher immer preiswert Visa Extension organisiert hatte. Die Frau dort betonte, dass eine Visaverlängerung auch jetzt noch machbar ist, aber deutlich teurer ist als bisher. Anstatt 45 USD müsse sie jetzt pro Person 155 USD berechnen.


Am 12.Januar gaben wir ihr ungern unsere Pässe und sie erklärte uns, dass alles unproblematisch erledigt werden würde und dass wir rechtzeitig nach etwa 10 Tagen unsere Pässe zurückerhalten würden. Elke sagte gleich, dass sie dieser Frau nicht trauen würde. 


Jeden zweiten Tag rief Luong die Frau dann an und immer erklärte sie, dass alles gut geht. Nach zehn Tagen am 22. Januar bekam Luong dann den Anruf, dass alles viel teurer werden würde. Plötzlich sollten pro Person 450 USD zu zahlen sein. Wutentbrannt fuhren wir zu der Frau, die wohl zusammen mit ihren Helfershelfern in Saigon unsere Notlage (nur noch ein Tag Visum) ausnutzen wollte. Ich habe ihr dann gesagt, dass wir unsere Pässe und das Geld ganz schnell zurückerhalten wollen. Ansonsten würden wir zur Polizei gehen. Sie sicherte zu, dass zwei Tage später die Pässe zurück aus Saigon sind und wir unser Geld zurückerhalten werden.

 

Elke war schon sehr, sehr geschockt und ganz, ganz böse. Gemeinsam sprachen wir über unsere Möglichkeiten, da die Visa ja nun abgelaufen waren. Wir überlegten, für einige Tage nach Bangkok zu gehen und von dort aus neue Visa zu besorgen. Aber auch das wären wieder immense Zusatzkosten gewesen. 


Luong recherchierte währenddessen in vietnamesischen Teil des Internets und fand die Adresse einer Firma in Saigon, die ansonsten Vietnamesen Visa und Arbeitserlaubnisse für andere Länder besorgt.

Sie rief dort an und deren Chef sagte sofort zu und teilte uns mit, dass er das problemlos erledigen kann, Preis 250 USD pro Person, da unsere Visa ja schon abgelaufen sind.


Als wir unsere Pässe und das Geld von der gierigen Frau zurückerhielten, schickten wir unsere Pässe mit dem „Postbus“ wieder nach Saigon.

Bereits fünf Tage später meldete er uns Vollzug und schickte uns die Fotos der in die Pässe eingetragenen Verlängerungen. Anschließend überwiesen wir ihm das Geld und zwei Tage später waren Pässe mit Visaverlängerungen wieder in unseren Händen.


Übrigens, die im Pass eingetragene Stempelgebühr für die Verlängerung beträgt 10 USD pro Person. Alles andere ist der Preis für den Service der Firma und das Geld für den Menschen in der Behörde.

... und dann kam auch noch Pech dazu


Obwohl uns diese unsichere Situation belastete, bemühten wir uns unserer Besucherin eine nette Zeit zu bereiten. Das Wetter war wieder prima, sodass die Besuche am Strand nicht zu kurz kamen. Mit uns auf dem Motorbike sitzend konnte sie die Schönheiten von Nha Trang besichtigen.


Marktbesuche und Shopping bei Saga du Mekong bei dem Luong für uns hervorragend handeln konnte, standen genauso auf dem Programm, wie der Besuch der 1.300 Jahre alten Po Nagar Türme und der Besuch im Resort mit Schlammbad.


Flussboote
Flussboote
Nha Trang northern bay
Nha Trang Nordbucht
Po Nagar hinduistischer Tempel
Po Nagar Tempel des Champa Reiches
Cai river Nha Trang
Panorama über den Cai Fluss
Dam Market Nha Trang
Im Dam Markt in Nha Trang

 

Aber auch dabei verfolgte mich das Pech. Als ich an den Po Nagar Türmen rückwärtsging, um Fotos zu machen, stolperte ich über einen Metallhocker. Dabei fiel mir meine Nikon Kamera aus der Hand und prallte auf den Boden. Danach stand das Zoomobjektiv schief und das hieß, sie zur Reparatur im Fotoladen zu bringen.  


Am Strand dann löste sich auch noch der Bügel meiner guten optischen Sonnenbrille und auch die kam zur Reparatur zum Optiker. Zum Glück wird in Vietnam noch repariert und nicht nur Teiletausch betrieben. So hielten sich die finanziellen Belastungen sehr in Grenzen.


Gestern hat es plötzlich noch meinen Kindle Reader getroffen. Die Hälfte des Bildschirms besteht jetzt nur noch aus Streifen. mal sehen, ob ich einen neuen Reader in Vietnam kaufen kann, sonst muss ich meine Bücher auf dem Smartphone lesen und das ist auch nicht sehr ansprechend.


Ein Höhepunkt war trotzdem ganz sicher der ganztägige Ausflug auf die Insel Hon Tam, wo wir die Zeit in einem wunderschönen Strandresort verbrachten. Dort konnte ich mit Dung auch Kayakfahren.

 

Hon Tam Island
Peter und Dung auf Hon Tam Island

Wirtschaft und Finanzen


Schon im letzten Bericht hatte ich mitgeteilt, wie der Rubelwertverlust und die Euroabwertung Nha Trang trifft. Auch wenn es jetzt zur Januarsaison noch zahlreiche Pauschalurlauber aus Russland gab, so sah man ganz deutlich, dass dort keine große Kaufkraft mehr vorhanden ist. Alle Geschäfte bleiben leer, da die sonst heftig konsumierenden Russinnen das Geld nicht mehr zu haben scheinen.

 

Urlauber aus Europa trifft man nur noch selten, wahrscheinlich da alles auch für uns durch die Euroabwertung zwanzig Prozent teurer geworden ist. Einzig junge Australier sieht man häufig, die kaufen außer Essen und Bier aber auch weiter nichts. 

 

Natürlich haben sich auch für uns die finanzielle Belastung hier und die Unterstützung für Luong um 20% verteuert.

So kann es auch derzeit kein Business für Luong geben. Stattdessen macht sie erst einmal weitere Computerkurse, für die es, nach einem vorgeschrieben Test, auch Zertifikate gibt. Wir müssen eben Geduld haben und abwarten, wie es sich entwickelt. 

 

Luong und Dung


Mit der täglichen Einnahme von einer Tablette hat Luong derzeit ihre Schilddrüsenerkrankung im Griff. Unser Hausarzt daheim schaut sich auch immer jeden Monat die Blutwerte an, die ich ihm per E-Mail zusende und gibt es dann Ratschläge. Dafür danken wir ihm auch ganz herzlich.


Dung spricht schon immer mehr Englisch und hört ganz aufmerksam zu. Wir bemerken, dass er auch noch deutlich mehr versteht, als er spricht.

Ein Erlebnis ist, wenn er anderen Vietnamesen „Hänschen klein“ mit allen Strophen vorsingt oder „Hoppe Hoppe Reiter“ aufsagt. Er versteht es zwar nicht kann aber die deutsche Sprache richtig gut nachsprechen.


Das Problem Dung alleine abends zum Schlafen zu bewegen konnten wir auch weiterhin nicht lösen. Auch unsere Freundin Ragni konnte trotz 35jähriger Erfahrung in der Vorschulpädagogik keine Lösung anbieten. So arbeiten wir weiter daran. Heute haben wir gehört, dass es hier einen Kindergarten gibt, in dem die Kinder ihren Mittagsschlaf in eigenen Kinderbetten machen. Vielleicht melden wir in dort an, damit er es dort lernt, allein im Bett zu liegen.

 

Zurück nach Deutschland


Gestern haben wir unsere Freundin zum Flieger gebracht, der sie nach Saigon brachte. Dort übernachtete sie im First Airport Hotel am Flughafen, das ich für sie gebucht habe. Heute Abend geht ihr Flieger über Doha nach Frankfurt und Mittwoch wird sie nachmittags wieder in Leipzig sein.


Wir haben unsere Rückflüge auch schon terminiert. Am 17. April fliegen wir über Dubai nach München und werden dann nachts von dort nachhause fahren. Da haben wir aber noch zweieinhalb Monate vor uns.