Wir sind da

 

Vor einem Monat habe ich geschrieben, dass es bald los geht mit unserem Abenteuer in Vietnam. Nun sind wir bereits seit mehr als zwei Wochen im Land und haben begonnen, die ersten Eindrücke zu sammeln und zu verarbeiten. 

Dieses Mal haben wir uns monatelang auf die Reise vorbereitet, da wir noch nie sechs Monate lang auf Reisen waren. Am Flughafen München checkten wir am 22. Oktober bei Emirates ein und gaben drei Koffer mit insgesamt 60 kg auf. Darin alles, was wir vor Ort schwerer bekommen werden. 


Mit dem A380 ging es erst einmal bis nach Dubai, wo wir im Flughafen Hotel sieben Stunden lang schlafen konnten. Morgens flogen wir dann mit einem A340 weiter nach Ho-Chi-Minh-City, das wir jetzt nachfolgend immer Saigon nennen werden.

A380 von Emirates am Flughafen München
A380 von Emirates am Flughafen München

Saigon

 

Dieses Mal hatte ich einen Zusatzservice gebucht, um unsere Visa-on-Arrival am Flughafen schneller zu erhalten. Dauerte es im März noch 90 Minuten, bis wir unsere Visa bekamen, so brauchten wir mit Unterstützung vor Ort nur fünf Minuten, bis alle Formalitäten erledigt waren. Dadurch mussten wir dann aber erst einmal auf Luong und ihren kleinen Sohn Dung warten, da die uns nicht so früh erwartet hatten.

 

Anstatt wie von mir gefordert ein Taxi zum Flughafen zu benutzen, sparte Luong lieber wieder das Geld und so kamen Luong, ihr Bruder Vinh und der Sohn Dung zusammen auf einem „Motorbike“, beladen zusätzlich mit zwei großen Taschen. 

 

Zu viert fuhren wir dann mit dem Taxi ins Somerset Apartment House, in dem ich schon Monate vorher eine Wohnung mit zwei Schlafzimmern und einem Wohnzimmer reserviert hatte, da im Garten ein großer Swimmingpool ist. Beim Einchecken wurden wir darauf hingewiesen, dass wir tagsüber mit Baulärm rechnen müssen. Leider ahnten wir nicht, wie heftig das werden wird. 

 

Somerset Apartments Saigon
Saigon Somerset Apartmenthouse
Dung der Sohn von Luong
Dung der Sohn von Luong

Zur Begrüßung hatten wir dem dreijährigen Dung einen weißen Stoffbären aus Deutschland mitgebracht, der hier „gấu bông“ heißt. Da ich schon vorher vom Münchner Flughafen aus ein Foto geschickt hatte, wurde er auch schon sehnsüchtig erwartet. 


In den letzten Wochen vor unserer Abreise hatte sich entwickelt, dass Luong ihren jüngsten Sohn gern bei sich haben möchte, auch wenn sie begriffen hat, dass wir uns vor allem um ihre künftige Existenz kümmern müssen. Während der siebenjährige Minh bei ihren Eltern bleibt und dort die Schule besucht, soll Dung in Nha Trang in den Kindergarten gehen. Nun müssen wir versuchen alle Herausforderungen unter einen Hut zu bringen. Einfach wird das sicher nicht.


Die ersten Tage haben wir dann viel Zeit mit Luongs Brüdern und Schwester verbracht, die es genossen mit uns im Restaurant zu essen und unseren Swimmingpool ordentlich zu nutzen.

Die fünf Tage in Saigon vergingen wie im Fluge. Das Wetter mit 32° Celsius entschädigte uns schon für den grauen Himmel in Deutschland.


Nha Trang

 

Am 28. Oktober flogen wir dann 45 Minuten mit einem A321 von Vietnam Airlines nach Nha Trang. Der Flughafen Cam Ranh liegt 35 km von Nha Trang entfernt und mit dem Taxi waren wir 30 Minuten später auch schon im gemieteten Haus.


Dort wurden wir dann vom Hausbesitzer erwartet, dem Arzt Mr. Quang.

Das Haus ist genauso, wie wir es auf den Fotos gesehen hatten. Es war zwar gereinigt, aber nicht so, wie es unsere Ansprüche sind. Zwei Tage lang führten wir dann gemeinsam eine Generalreinigung durch, bis wir zufrieden waren. Wir wohnen hier direkt unter den Vietnamesen, da das Touristenviertel etwa 2 km entfernt ist.

 

Da ist es schon notwendig, die ersten Brocken vietnamesischer Sprache zu erlernen,

Đắt quá! – Zu teuer!

Đắt ơi là đắt! – Oje, so teuer!

Hết tiền rồi! – Ich habe kein Geld mehr! 

lại đây em ôi – hier her Kellner (jüngerer Mensch)

hai bia – zwei Bier 

….waren schnell gelernt. 


Zahlreiche Läden und viele kleine Restaurants sind ganz in der Nähe. Über das köstliche Essen berichten wir dann demnächst mehr.

 


Strand von Nha Trang

 

Herrlich ist es am langen Sandstrand. Meistens nach dem Frühstück fahren wir dort hin und mieten uns Sonnenliegen und Schirme, die pro Person etwa 2 Euro pro Tag kosten. Zusätzlich zum 27°C warmen Meer kann man dann auch noch die Swimmingpools dort am Strand nutzen.


Dort haben wir dann Luong das richtige Schwimmen beigebracht. Seitdem wir Dung noch mit mitgebrachten Schwimmflügeln ausgerüstet haben, ist er kaum noch aus dem Wasser zu bringen.

 

Nha Trang Beach with palms
Nha Trang Beach mit Palmen

Was ist mit Luong

 

In Saigon schien uns Luong uns müde und lethargisch zu sein. Elke und ich diskutierten viel darüber, um uns die Ursachen zu erklären. 

Sicher war für sie ein Schock, dass es uns nicht gelungen ist, sie nach Deutschland zu holen, weil das ihre Reputation zuhause bei Nachbarn und Verwandten unglaublich erhöht hätte.

Sie hatte sich schon so darauf gefreut und es überall herumerzählt. Jetzt hat sie Sorge dass man sich lustig über sie macht.

 

Dann kommt dazu ihre Erkrankung, durch die Überfunktion der Schilddrüse und die Medikamente, die sie dafür nehmen muss. Die Menge der Tabletten hat auch dazu beigetragen, dass sie 3 kg an Gewicht zugelegt hat, was sie auch unglücklich macht. Zum Glück wird die Medikamentendosis jeden Monat reduziert, sodass es nur besser werden kann. 

 

Kinder in Vietnam


Kinder sind in Vietnam das Wichtigste. Sie werden versorgt und verwöhnt, im Rahmen dessen, wozu die Familien fähig sind.

Besonders kleine Jungen werden nach unserer Meinung zu sehr verwöhnt. Jeder in der Familie steckt ihnen was zu und lacht über alles, was sie machen. 

Genauso ist das bei Luongs jüngstem Dung (gesprochen Jung). Er wurde und wird verwöhnt besonders von allen Onkeln und Tanten, die selbst keine Kinder haben. Da kann Dung tun und lassen was er will und ist immer der Mittelpunkt.

Luong kam als Mutter nicht mehr dagegen an, da alles was sie ihm sagte, nicht ernst genommen wurde. So war es, als sie auf dem Land war und auch als wir alle zusammen waren mit ihren Brüdern und Schwestern in Saigon. 

 

Dung

 

Nun ist Dung ein unglaublich cleverer Bursche, der schneller beim Zuschauen lernt, als man es sich vorstellen kann. Elke und ich konnten zuerst nicht glauben, dass ein Kind mit noch nicht einmal dreieinhalb Jahren solch eine Selbstständigkeit entwickeln konnte. Er schaut sich absolut alles ab und macht es dann selbst. Dabei darf ihm niemand dann helfen.


Wir sind für ihn Großvater „ông“ und Großmutter „bà“. Er musste aber dann schnell lernen, dass wir nun absolut nicht alles machen, was er möchte. Dass wir stattdessen eher seiner Mutter helfen, sich auch gegen ihn durchzusetzen. 

Das trägt aber wirklich schon Früchte. Seit wir hier alleine sind, wird er nur noch so sehr verwöhnt, wie es gut für ihn ist. Paschaallüren werden von uns nicht unterstützt.


Er ist ein sehr, sehr liebes Kind, das aber ab und zu eine klare Orientierung braucht.

Ab Montag sollte er eigentlich in den Kindergarten hier gehen. Nun ist er aber gestern erst mit Grippe erkrankt und wir werden noch etwas warten müssen.

 

Dung at playing ground
Dung im Spielhaus

Wie geht es weiter


Aus den geschilderten Gründen sind wir noch nicht weiter gekommen, uns um Luongs Zukunft richtig Gedanken machen zu können.

Erst müssen wir die ganzen Behördenformalitäten erledigt haben.Die polizeiliche Anmeldung ist erfolgt und auch die Übersetzung unserer Führerscheine. Montag geht es dann mit allen Unterlagen zur Führerscheinstelle, damit wir dann demnächst hier auch Auto und Motorrad fahren dürfen.

Dann erst sind wir richtig mobil und können wir mehr tun.